SPD-Landtagskandidat Dr. Christoph Hohmann nimmt Stellung zu Fragen der regionalen Wirtschaftsverbände.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK), der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und der Gewerbeverein Eisenach veranstalteten am Dienstag, dem 19. August, im Kunstpavillon gemeinsam eine Podiumsdiskussion, in deren Rahmen die Direktkandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises zu ihren Vorstellungen zur zukünftigen wirtschaftspolitischen Entwicklung des Wartburgkreises und Thüringens befragt wurden. Im Rahmen von vier Fragerunden sollten die Kandidatinnen und Kandidaten kurz und bündig zum jeweils angesprochenen Fragenkomplex Stellung nehmen. Anschließend hatte das Publikum Gelegenheit zur weiteren Befragung der Landtagskandidaten.
Einleitend stellte Herr Schneider vom BVMW, sozusagen als Leitmotiv, den großen gegenwärtigen Konflikt in den Raum: In Thüringen verlassen zur Zeit etwa zehn Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss – Tendenz steigend. Gleichzeitig gehört hier jede fünfte offene Stelle einer Berufsgruppe mit Fachkräftemangel an – Tendenz ebenfalls steigend.
Wie gehen wir damit um?
In der ersten Fragerunde ging es speziell darum, wie man das Ansehen Thüringens als Wirtschaftsstandort heben wolle. Dr. Hohmann, der unter anderem Wirtschaft und Recht unterrichtet, stellte zunächst fest, dass Thüringen gegenwärtig im Vergleich zu den anderen Bundesländern einen schwachen Stand habe, dass das Land aber auch erhebliches Potenzial aufweise. Am einschneidendsten sei der Fachkräftemangel, unter dem praktisch das gesamte Handwerk, der Dienstleistungsbereich und die Industrie leide. Ohne Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland kommen wir nicht mehr aus. Am schädlichsten wirke sich folglich eine Ausweisung arbeitsfähiger Menschen mit Migrationshintergrund aus. Umgekehrt stehen einer zügigen Eingliederung in das Berufsleben Engpässe bei Integrationskursen, langwierige Anerkennungsverfahren der Berufsqualifikation und andere bürokratische Hemmnisse im Wege.
Um Gründungsinitiativen und -konzepte ging es in der zweiten Fragerunde. Eine sinnvolle Maßnahme sieht Dr. Hohmann in der zielgerichteten Förderung erfolgversprechender Vorhaben. Nicht allein pekuniärer Art: In Thüringen haben wir innovative Unternehmen und Institutionen, die bereit und in der Lage seien, Unternehmensgründern zielgerichtet unterstützend zur Seite zu stehen.
Der dritte Fragenkomplex betraf die Berufsbildung. Hier erörterte Dr. Hohmann, der selbst Jugend-Forscht-Projekte begleitet, den Nutzen von Projektarbeiten in Betrieben und Werkstätten, bei denen Praxisbezüge hergestellt, handwerklich-technische Fertigkeiten entwickelt und Berufsperspektiven vermittelt würden. Besondere Anreize böten duale Berufsbildungskonzepte, bei denen Ausbildung und entlohnte Mitarbeit parallel laufe.
Dr. Hohmann beklagt auch die mangelnde Wertschätzung der Regelschule, deren Leistungen vielfach herabgewürdigt werden. Die Ursache schulischer Leistungsschwäche ist dabei vor allem Lehrermangel, der die Streichung ganzer Fächergruppen zur Folge hat.
Der vierte Fragenkomplex hatte schließlich die Energiewirtschaft zum Gegenstand. Dr. Hohmann zeigte zunächst auf, dass Thüringen über zahlreiche, teilweise ungenutzte Potenziale zur schadstoffarmen Energiegewinnung verfüge. Neben leistungsfähigeren Windkraftanlagen gäbe es auch weitere Möglichkeiten, z.B. Pumpspeicher-Kraftwerke zu modernisieren. Nachdem jetzt auch längst überfällige Photovoltaik-Designs entwickelt sind, kann diese Technik auch an bislang ungenutzten Stellen, etwa auf Dächern denkmalgeschützter Gebäude, eingesetzt werden. Neben Energie erzeugenden Anlagen brauchen wir auch einen zügigen Netzausbau und erhebliche Speicherkapazitäten. Zu letzterem sollte die Forschungs- und Investitionsbereitschaft erheblich vorangetrieben werden.
Bei den anschließenden Publikums-Fragen waren die Schwerpunkte der Debatte die Gewinnung von Fächkräften und die Energiegewinnung.
Herr Breitenbach, Geschäftsführer vom St.-Georg-Klinikum in Eisenach, hob die Bedeutung der im medizinischen Bereich tätigen Menschen mit Migrationshintergrund hervor, ohne die unser Gesundheitssystem zum Erliegen käme und beklagte den Fachkräfte- und Ärztemangel. Hierzu verwies Dr. Hohmann auf die Antwort zur ersten Frage.
Zur Energiegewinnung kam der Vorschlag, die vorhandenen Uranvorkommen und Holz als Brennstoff zu nutzen. Dr. Hohmann lehnt beides ab.
Der Verzicht auf Atomenergie ist die bewusste Abkehr vom unkalkulierbaren Risiko (Tschernobyl, Harrisburg, Fukushima) einerseits und vom ohne Endlager weiterwachsenden Atommüllberg andererseits. Atomenergie könne aus Risiko-, Entsorgungs- und Kostengründen keine Option im 21. Jh. sein!, führe Dr. Hohmann aus.
Holz, so Dr. Hohmann weiter, sei ein wertvoller Rohstoff, der nicht verheizt, sondern vielmehr veredelt werden sollte. Wer eine handgefertigte Gitarre, eine Truhe aus Eichenholz oder vielleicht auch nur ein gescheites buchenes Brotzeitbrettl in Gebrauch hat, versteht das.